Der Roman „Gentleman über Bord“ von Herbert Clyde Lewis blieb fast ein Jahrhundert lang weitgehend unbeachtet und liegt jetzt endlich auf Deutsch vor. Moira Rusconi ermittelt in „Die Tote im Luganer See“ von Mascha Vassena in ihrem zweiten Fall. Die Welt von Heinz Strunk ist der unseren in vielem ähnlich. In „Der gelbe Elefant” schreibt er vom Alltäglichen, wo Überraschung, Wunder, Grauen lauert.
„Gentleman über Bord“
Ein wohlsituierter New Yorker Geschäftsmann stürzt urplötzlich in eine mentale Krise. Um zu gesunden, so spürt er, muss er seinen von grauem Erfolg geprägten Alltag hinter sich lassen, und kurzerhand tritt er eine Schiffsreise an. Kaum auf See, stellt sich die erhoffte Erleichterung tatsächlich ein, doch dann macht er einen einzigen falschen Schritt und landet mitten im Pazifik, während sein Schiff sich immer weiter von ihm entfernt. Was denkt ein Mensch in solch einer Situation? Woraus schöpft er Hoffnung? Und wie blickt er nun auf sein Leben, dessen er vor Kurzem noch so überdrüssig war?
Mit „Gentleman über Bord“ gelang Herbert Clyde Lewis ein tiefgründiges, genial komponiertes Meisterwerk, das fast ein Jahrhundert lang weitgehend unbeachtet blieb und in der vorzüglichen Übersetzung von Klaus Bonn jetzt endlich auf Deutsch vorliegt.
Herbert Clyde Lewis: „Gentleman über Bord“
Übersetzt von Klaus Bonn
Mare, 2023. 176 Seiten, 28 Euro.
„Die Tote im Luganer See“
Im beschaulichen Luganer See wird eine Leiche gefunden, und die Tote ist niemand Geringeres als die einst berühmte Chansonsängerin Livia. Doch wer hatte einen Grund, die alte, zurückgezogen lebende Dame zu töten?
Wieder bitten Jugendliebe und Leiter der örtlichen Gerichtsmedizin Luca Cavadini und Ispettrice Moretti die Dolmetscherin Moira Rusconi bei dem Fall um Unterstützung. Die Ermittlungen führen sie in ein Geflecht aus dubiosen Geschäften, Rachegelüsten und Familiengeheimnissen. Und während ihr Vater Ambrogio sich in der Casa Rusconi mit ihrer anspruchsvollen Mutter abmüht, stellt Moira eigenmächtig Nachforschungen an und bringt sich dabei unwissentlich in Lebensgefahr.
Mascha Vassena wurde 1970 geboren, studierte Kommunikationsdesign, war Mitherausgeberin einer Literaturzeitschrift und organisierte Poetry Slams. Nach dem Studium arbeitete sie als freie Journalistin und Redakteurin in Hamburg. Für ihre Texte erhielt sie mehrere Auszeichnungen, u. a. den Hamburger Literaturförderpreis und ein Stipendium der Akademie Schloss Solitude. Von ihr sind bislang der Erzählband „Räuber und Gendarm“ sowie fünf Romane erschienen. Seit 2004 wohnt sie mit ihrer Familie am Luganer See und möchte nie mehr weiter als einen Spaziergang vom Wasser entfernt leben.
Mascha Vassena: „Die Tote im Luganer See“
Eichborn Verlag, 2023. 351 Seiten, 18 Euro.
„Der gelbe Elefant“
Die Welt von Heinz Strunk ist der unseren in vielem ähnlich. In “Der gelbe Elefant” schreibt er vom Alltäglichen, wo Überraschung, Wunder, Grauen lauert.
Die Geschichten in diesem Buch erzählen von einer Seniorenorganisation namens „Freiwillig über die Klippe“ und von einem Autoausflug in die Prähistorie. Ein Experte erlebt in der Sendung von Markus Lanz eine Katastrophe, ein Bauer in der Großstadt und ein Tourist bei der Thai-Massage am Strand. Manche der Texte klingen wie Zeitungsreportagen, manche wie Schauergeschichten, manche sind in Briefform, eine hat gar Bulletpoints. Aber immer sind sie originell, komisch, drastisch und unverwechselbar Heinz Strunk.
Der Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Heinz Strunk wurde 1962 in Bevensen geboren. Seit seinem ersten Roman „Fleisch ist mein Gemüse“ hat er elf weitere Bücher veröffentlicht. „Der goldene Handschuh“ stand monatelang auf der Bestsellerliste; die Verfilmung durch Fatih Akin lief im Wettbewerb der Berlinale. 2016 wurde der Autor mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis geehrt. Seine Romane „Es ist immer so schön mit dir“ und „Ein Sommer in Niendorf“ waren für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Heinz Strunk: „Der gelbe Elefant“
Rowohlt Buchverlag, 2023. 208 Seiten, 22 Euro.