Der Wallauer Ortsbeirat zeigte sich in seiner jüngsten Sitzung am Donnerstag, 24. Juli, gespalten und skeptisch gegenüber der geplanten Erweiterung des Gewerbegebiets „Wallau Ost III“. Nach intensiver Diskussion einigte sich das Gremium auf eine Stellungnahme mit zwei Forderungen. Da an diesem Abend eine Präsentation des Investors von der Mehrheit der Mitglieder abgelehnt wurde, erwarten sich die Mitglieder nun weitere Informationen in der Sitzung im September.
Worum ging es konkret? Die Magistratsvorlage WAL2025/015, die im Bürgerinformationssystem der Stadt Hofheim einsehbar ist, beschreibt die Pläne für die Bebauung des neuen Gewerbegebiets in Wallau. Der Investor Lang & Cie. plant auf rund 13 Hektar Fläche – gegenüber dem bestehenden Gewerbegebiet in Richtung Diedenbergen – die Entwicklung eines sogenannten MultiBusinessHubs – also eines modernen, vielseitig nutzbaren Wirtschaftsstandorts ohne Einzelhandel oder Rechenzentren. Das Ziel dieser Bebauungsform ist es wirtschaftliche Synergien zu schaffen und Innovationen zu fördern.
Doch in Wallau wächst der Unmut. Angesichts mehrerer Großprojekte wie der geplanten Wallauer Spange, dem Rhein-Main-Link mit möglicher Konverterstation, einem neuen Discounter am Ortseingang sowie der schon bestehenden Belastung durch das Möbelhaus, sehen viele ein weiteres Projekt kritisch.
SPD und Grüne bremsen
Besonders die Fraktionen von SPD und Grünen sprachen sich gegen die Entwicklung zum jetzigen Zeitpunkt aus. Cornelia Koall (SPD) erklärte, man wolle zunächst den Ausbau des Diedenbergener Gewerbegebiets „An der Lach“ abwarten, bevor man weitere Flächen versiegelt. Umwelt- und Verkehrsauswirkungen stünden für beide Fraktionen klar vor möglichen Steuermehreinnahmen.
CDU und FWG mit differenzierten Blickwinkeln
Petra Schumann (CDU) warnte indes vor dem zunehmenden Wettbewerb durch Wiesbaden, das massiv Gewerbeflächen ausbaut. Sie verwies auf die wirtschaftliche Realität und äußerte Unverständnis gegenüber einem Landwirt, der einerseits ein Verkehrsbeschwerde-Schreiben unterzeichnet habe, andererseits jedoch seine Flächen verkaufen wolle.
Oliver Vogt (FWG) vertrat eine wirtschaftsliberale Linie, sein Kollege Stefan Ullrich forderte dagegen mehr Informationen und ein neues Verkehrskonzept. Der Ortsbeirat verabschiedete schließlich eine gemeinsame Stellungnahme mit folgenden Forderungen:
• Ein neues, übergreifendes Verkehrsgutachten, das alle Projekte in der Region berücksichtigt
• Prüfung einer internen Verkehrsverbindung zwischen den Gewerbegebieten als mögliche Umgehung
Bürger irritiert über fehlende Fragestunde
Für Unmut unter den Besucherinnen und Besuchern sorgte das Ausbleiben einer Fragestunde am Ende der Sitzung. Ortsvorsteherin Anja Hauzel verwies auf frühere Ankündigungen und betonte ihre persönliche Gesprächsbereitschaft.
Die vertagte Präsentation des Investors soll in der nächsten Sitzung am Donnerstag, 25. September 2025, um 19.00 Uhr im Alten Rathaus Wallau nachgeholt werden.
Wallau Ost III – ein altes Projekt mit neuer Dynamik
Das geplante Gewerbegebiet Wallau Ost III ist kein neues Thema. Seit rund 20 Jahren wird über die Entwicklung diskutiert – auch unter SPD-Führung. Lange scheiterte das Vorhaben daran, dass Grundstückseigentümer nicht verkaufen wollten.
Die Stadt Hofheim verlagerte daraufhin ihre Planungen auf das neue Gebiet „An der Lach“ in Diedenbergen. Dort wird aktuell für Firmen wie die umzugswillige Firma Mohr sowie für kleinere und mittlere Betriebe Platz geschaffen.
Der plötzliche Aufschwung für Wallau Ost III kam, als der Projektentwickler Lang & Cie. den Eigentümern ein neues Angebot machte – mit Erfolg: Die Mehrheit der Grundstücksbesitzer stimmten einem Verkauf zu, die Planungen wurden reaktiviert. psn