Mädchen und junge Frauen dominierten in diesem Jahr in der Manege des European Youth Circus. Waren sie früher eher apartes Beiwerk für Zauberer und Messerwerfer, die wahlweise Requisiten anreichten oder bei Bedarf zersägt oder mit scharfen Gegenständen beworfen wurden, zeigten sie im Wettbewerb der Nachwuchskünstler ihre ganz eigenen Visionen von Akrobatik. Elegant, verspielt, lustig, kraftvoll, weiblich, verschmitzt, kreativ und professionell machten sie Lust auf einen modernen jungen Zirkus, der das Publikum begeistert.
Und so erstaunt es nicht, dass unter den acht Preisträgern der beiden Festival Kategorien (bis 17 und bis 25 Jahre) nur zwei männliche Artisten zu finden sind. Zum einen Publikumsliebling Gabriel Dell´Acqua (12), der Italiener belegte mit seiner unglaublichen Handstandakrobatik den ersten Platz in der Gruppe bis 17 Jahre.
Zum anderen der einzige deutsche Preisträger Johann Prinz (24), der die Jury mit seiner Strapaten Nummer überzeugen konnte. Er teilt sich den zweiten Platz mit der 25-jährigen Hula-Hoop-Artistin Alexandra Malter, aus Belgien. Alle Preisträger des European Youth Circus 2022 hier auf einen Blick.
Wer das Glück hatte, einen oder beide Wettbewerbsvorstellungen zu besuchen, erlebte eine fulminante Show junger Nachwuchskünstler, die mit ihren Darbietungen Jury und Publikum gleichermaßen überzeugten. Eine besondere Stimmung herrschte traditionell bei den Vormittagsvorstellungen. Diese werden von zahlreichen Schulklassen besucht, die für 10 Euro Zirkus in seiner schönsten Form erleben. In dieser unmittelbaren Atmosphäre mit Live-Musik und der räumlichen Nähe zu den Artisten, zeigten die Kinder mit ihren Reaktionen wie Jubel und Rufen deutlich, wer für sie die Besten der Besten des Wettbewerbs sind. Und was soll man sagen, sie waren sich mit ihrem Urteil in weiten Teilen mit der Fachjury einig.
Der European Youth überzeugte auch im 35sten Jahr mit hochkarätigen Darbietungen, die ihres Gleichen suchen und macht Liust auf modernen Zirkus. Der verbindende Charakter dieser Veranstaltung umfasst in zwei Jahren dann hoffentlich auch wieder Artistinnen und Artisten aus Russland, die in diesem Jahr bedauerlicherweise nicht eingeladen wurden. Ganz im Sinn von John Lennon, dessen Song „Imagine“ das Publikum aus dem Zelt begleitete: „Do svidaniya“ 2024 in Wiesbaden. psn
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