„Gidget. Mein Sommer in Malibu“ von Frederick Kohner ist eine Geschichte über Leichtigkeit, Freiheit und darüber, wie man sich nicht an die Regeln hält. Robert Seethalers Roman „Das Café ohne Namen“ erzählt vom menschlichen Drang zum Aufbruch. Jessie Greengrass veröffentlicht mit „Und dann verschwand die Zeit“ ein Buch über Elternschaft, Aufopferung, Liebe und das Überleben unter der Bedrohung der Auslöschung.
„Gidget. Mein Sommer in Malibu“
Ein Sommer unter der Sonne Malibus, strahlend blauer Himmel und ein junges Mädchen, das von den Wellen magnetisch angezogen wird: Das ist die Geschichte von Kathy alias Gidget, die die Wellen, das salzige Meer, den Strand und die Freiheit nicht den „Jungs“ überlassen, sondern sich den großen Traum erfüllen will, selbst auf dem Brett zu stehen. Ein atemberaubender Sommer voller Träume, Abenteuer, sandiger Erdnussbuttersandwiches und erster Verliebtheit beginnt, in dem Gidget entgegen aller Widerstände ihrer größten Leidenschaft folgt – dem Surfen.
Frederick Kohner, jüdischer Emigrant und Hollywoodgröße, Zeitgenosse von Anna Seghers und Thomas Mann, verleiht der wahren Geschichte seiner geliebten Tochter Kathy, die als eine der ersten Surferinnen zur Ikone der weltweiten Surfkultur wurde, eine hinreißende Stimme: „Gidget. Mein Sommer in Malibu“ ist ein moderner Klassiker, ein ikonischer Roman, das Geschenk eines Vaters an seine Tochter. Es ist die Geschichte eines paradiesischen Sommers, eine Geschichte über Leichtigkeit, Freiheit und darüber, wie man sich nicht an die Regeln hält.
Frederick Kohner, 1905 in Teplitz-Schönau geboren, 1986 in Brentwood, USA, gestorben, Studium der Literatur in Wien und Paris, lebte in Berlin, war befreundet mit Stefan Zweig und Anna Seghers und schrieb Drehbücher unter anderem mit Alfred Polgar. Mit seiner Familie floh er über Paris und London nach Hollywood, wo sein Bruder eine Agentur führte, die Stars wie Greta Garbo, John Huston, Billy Wilder und Marlene Dietrich unter Vertrag hatte. „Gidget. Mein Sommer in Malibu“ schrieb er 1957 innerhalb weniger Wochen für seine Tochter Kathy und trug mit diesem Roman dazu bei, dass aus dem damals von wenigen Männern auf Hawaii und in Kalifornien betriebenen Wellenreiten eine Massenbewegung und weltweit gefeierte Popkultur wurde. Kathy Zuckermann ist heute 83 Jahre alt. Sie arbeitet in einem Restaurant in Kalifornien und lebt in der Nähe des Strandes, um die Wellen zu hören und dem Meer ganz nahe zu sein.
Frederick Kohner: „Gidget. Mein Sommer in Malibu“
Übersetzt von Hanna Hesse
S. Fischer Verlag, 2023. 176 Seiten, 22 Euro.
„Das Café ohne Namen“
Wien im Jahr 1966. Robert Simon verdient sein Brot als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt. Er ist zufrieden mit seinem Leben, doch zwanzig Jahre nach Ende des Krieges hat sich die Stadt aus ihren Trümmern erhoben. Überall wächst das Neue, und auch Simon lässt sich mitreißen. Er pachtet eine Gastwirtschaft und eröffnet sein eigenes Café. Das Angebot ist überschaubar, und genau genommen ist es gar kein richtiges Café, doch die Menschen aus dem Viertel kommen, und sie bringen ihre Geschichten mit – von der Sehnsucht, vom Verlust, vom unverhofften Glück. Sie kommen auf der Suche nach Gesellschaft, manche hoffen sogar auf die Liebe, und während die Stadt um sie herum erwacht, verwandelt sich auch Simons eigenes Leben.
„Das Café ohne Namen“ ist ein Roman über den menschlichen Drang zum Aufbruch. Mit einem Reigen unvergesslicher Figuren und seiner besonderen Aufmerksamkeit für die Details des Lebens erzählt Robert Seethaler davon, wie eine neue Welt entsteht, die wie alles Neue ihr Ende schon in sich trägt.
Robert Seethalers Bücher wurden in über 40 Sprachen übersetzt. Mit seinem Roman „Ein ganzes Leben“ stand er auf der Shortlist des International Booker Prize. Er lebt in Berlin und Wien.
Robert Seethaler: „Das Café ohne Namen“
Claassen, 2023. 288 Seiten, 24 Euro.
„Und dann verschwand die Zeit“
Auf einer Anhöhe abseits einer kleinen Stadt am Meer liegt das High House. Dort leben Grandy und seine Enkeltochter Sally sowie Caro und ihr Halbbruder Pauly. Das Haus verfügt über ein Gezeitenbecken und eine Mühle, einen Gemüsegarten und eine Scheune voller Vorräte – die Vier sind vorerst sicher vor dem steigenden Wasser, das die Stadt zu zerstören droht. Aber wie lange noch?
Caro und ihr jüngerer Halbbruder Pauly kommen im High House an, nachdem ihr Vater und ihre Stiefmutter, zwei Umweltforscher*innen, sie aufgefordert haben, London zu verlassen, um im höher gelegenen Haus Zuflucht zu suchen. In ihrem neuen Zuhause, einem umgebauten Sommerhaus, das von Grandy und seiner Enkelin Sally betreut wird, lernen die Vier, miteinander zu leben. Doch das Leben ist anstrengend, besonders im Winter, die Vorräte sind begrenzt. Wie lange bietet das Haus noch die erhoffte Sicherheit?
Jessie Greengrass, geboren 1982, studierte Philosophie in Cambridge und London, wo sie heute noch lebt. Ihre Erzählungssammlung „An Account of the Decline of the Great Auk, According to One Who Saw It“ wurde mit renommierten britischen Literaturpreisen ausgezeichnet. Mit ihrem ersten Roman steht sie auf den Shortlists mehrerer Preise und gilt als eine der vielversprechendsten englischen Autorinnen.
Jessie Greengrass: „Und dann verschwand die Zeit“
Übersetzt von Andrea O’Brian
Kiepenheuer & Witsch, 2023. 288 Seiten, 22 Euro.