Sechzehn Jahre nach seinem Weltbestseller „Die Straße“ kehrt Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy mit seinem neuen Roman „Der Passagier“ zurück. Mary Gaitskill beschwört in „Veronica“ die Zerbrechlichkeit und das Geheimnis menschlicher Beziehungen. „L’amour numérique“ von Oliver Polak ist ein Buch über Sehnsucht, Verlangen und Zärtlichkeit in einer ungewissen Welt.
„Der Passagier“
1980, Pass Christian, Mississippi: Bobby Western, Bergungstaucher mit Tiefenangst, stürzt sich ins dunkle Meer und taucht hinab zu einer abgestürzten Jet Star. Im Wrack findet er neun in ihren Sitzen festgeschnallte Leichen. Es fehlen: der Flugschreiber und der zehnte Passagier. Bald mehren sich die Zeichen, dass Western in etwas Größeres geraten ist. Er wird von skrupellosen Männern mit Dienstausweisen verfolgt und heimgesucht von der Erinnerung an seinen Vater, der an der Erfindung der Atombombe beteiligt war, und von der Trauer um seine Schwester, seiner großen Liebe und seinem größten Verderben.
Der Passagier führt – von den geschwätzigen Kneipen New Orleans‘ über die sumpfigen Bayous und die Einsamkeit Idahos bis zu einer verlassenen Ölplattform vor der Küste Floridas – quer durch die mythischen Räume der USA. Ein atemberaubender Roman über Moral und Wissenschaft, das Erbe von Schuld und den Wahnsinn, der das menschliche Bewusstsein ausmacht.
Cormac McCarthy wurde 1933 in Rhode Island geboren und wuchs in Knoxville, Tennessee auf. Für sein literarisches Werk wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Pulitzerpreis und dem National Book Award. Die amerikanische Kritik feierte seinen Roman „Die Straße“ als „das dem Alten Testament am nächsten kommende Buch der Literaturgeschichte“ (Publishers Weekly). Das Buch gelangte auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste und verkaufte sich weltweit mehr als eine Million Mal. Mehrere von McCarthys Büchern wurden bereits aufsehenerregend verfilmt, „Kein Land für alte Männer“ von den Coen-Brüdern, „Der Anwalt“ von Ridley Scott und „Ein Kind Gottes“ von James Franco.
Cormac McCarthy: „Der Passagier“
Übersetzt von Nikolaus Stingl
Rowohlt Buchverlag, 2022. 528 Seiten, 28 Euro.
„Veronica“
Alison und Veronica lernen sich im nächtlichen Glamour des New York der 1980er Jahre kennen: ein Topmodel nach dramatischem Karriere-Aus und eine exzentrische Korrekturleserin mittleren Alters. Im Laufe der nächsten zwanzig Jahre muss die Freundschaft dieser ungleichen Frauen Narzissmus und Zärtlichkeit, Ausbeutung und Selbstaufopferung, Liebe und Tod aushalten. Gaitskill bewegt sich nahtlos zwischen den leuchtenden und den düsteren Seiten der Metropole, wo Schönheit und Stil dem Exzess Vorschub leisten, und der Welt der Überlebenden, die zwanzig Jahre später vor den Scherben ihres Daseins stehen. Meisterhaft beschwört „Veronica“ die Zerbrechlichkeit und das Geheimnis menschlicher Beziehungen. Aufwühlend, unerschrocken und schmerzlich schön.
Mary Gaitskill, geboren 1955 in Detroit, verdiente ihr Geld als Stripteasetänzerin, Blumenverkäuferin, Sekretärin, Model und Buchhändlerin. Während des späten Studiums schrieb sie ihre ersten Erzählungen. Seit ihrem Debüt „Bad Behavior“ (1988) lotet sie die Ambiguität menschlicher Gefühle und Beziehungen aus wie sonst kaum jemand. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen und lebt heute in New York.
Mary Gaitskill: „Veronica“
Übersetzt von Daniel Schreiber
Blumenbar, 2022. 301 Seiten, 22 Euro.
„L’amour numérique – Und täglich grüßt die Liebesgier“
Was es heißt, jenen einzigen Menschen zu finden, der die große Liebe bedeutet: Nichts Geringeres beschreibt Oliver Polak in seinem neuen Buch „L’amour numérique“. Oder, um es mit der Band Toto zu sagen: „Hold the line. Love isn’t always on time.“
In verschiedenen Episoden erzählt er von den erhebenden und ernüchternden Herausforderungen der modernen Liebe. Search, Swipe and Date – so beginnen immer wieder die Abenteuer vor der Kulisse des romantischsten aller Orte, dem Pariser Café. Und die so arrangierten Begegnungen enden mal im Fauxpax, dann wieder entwaffnend menschlich.
„L’amour numérique“ ist wahrheitsgetreu erfunden und zugleich erfahrungsgesättigt. Ein tiefer Seelenstriptease des inneren Ichs, denn am Ende begegnet der Protagonist nur einer Person: sich selbst. Trifft er die Frauen, um sie zu lieben, oder trifft er sie nur, um sich selbst nicht zu lieben?
Oliver Polak, geboren 1976 in Papenburg im Emsland, zählt zu den vielseitigsten Entertainern seiner Generation. Der mit dem Grimme-Preis und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Comedian brillierte jüngst im rbb-Videopodcast „Besser als Krieg“, in der Comedy-Reihe „Your life is a joke“ auf Netflix und in seiner Talkshow „Gedankenpalast“ im BR. Als Schriftsteller und Kolumnist blickt er gern auch mal tief in die menschlichen Abgründe. Oliver Polak lebt in Berlin.
Oliver Polak: „L’amour numérique – Und täglich grüßt die Liebesgier“
Suhrkamp, 2022. 109 Seiten, 15 Euro.