Donal Ryans neuer Roman „Seltsame Blüten“ spielt im Irland der 1970er-Jahre. Wie werden wir leben, falls die weltweit auf Hochtouren laufende Forschung zur biologischen Verjüngung des Menschen Erfolg hat? Antworten darauf sucht Maxim Leo in seinem Roman „Wir werden jung sein“. Alex Hay erzählt in „Mayfair House“ die Geschichte eines atemberaubenden Rachefeldzugs und einer schillernden Gruppe Frauen, die sich nehmen, was ihnen zusteht.
„Seltsame Blüten“
Irland, 1973. Kit und Paddy Gladney sind kurz vor und etwas jenseits der sechzig und leben in einem kleinen Cottage in Knockagowny, County Tipperary. Sie sind einfache Leute, warmherzig, arbeitsam, bescheiden, tiefgläubig, und ihr Leben ist vorgezeichnet durch das, was Gott, die Tradition und die Nachbarn von ihnen erwarten. Spät sind sie Eltern einer Tochter geworden, Mary, genannt „Moll“, ein unauffälliges, sanftes Mädchen. Bis Moll mit zwanzig eines Tages ohne ein Wort den ersten Bus nach Dublin nimmt. Das ist alles, was ihre Eltern herausbekommen können, die sich, halb verrückt vor Sorge, auf die Suche nach ihr machen. Irgendwann akzeptieren sie, dass Moll entweder tot oder schwanger ist, ohne zu wissen, was von beidem schlimmer wäre.
Doch fünf Jahre später kehrt ihre Tochter ins Haus ihrer Eltern zurück. Und obwohl sie sich äußerlich kaum verändert hat, ist sie nicht mehr das Mädchen, das ihr Cottage damals verlassen hatte. Nachdem Schock und Freude über das unerwartete Wiedersehen ein wenig abgeebbt sind, warten Kit und Paddy auf Erklärungen. Wie viel es zu erklären gäbe, ahnen ihre Eltern spätestens dann, als in der Stadt auf einmal ein Unbekannter nach Moll fragt.
Donal Ryan, geboren 1976 in Nenagh, Tipperary, studierte Bauingenieurwesen und Jura und unterrichtet Creative Writing an der Universität von Limerick. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Castletroy, Limerick. Seine Romane „Die Gesichter der Wahrheit“ und „Die Stille des Meeres“ waren auf der Longlist des Man Booker Prize.
Donal Ryan: „Seltsame Blüten“
Übersetzt von Anna-Nina Kroll
Diogenes, 2024. 272 Seiten, 24 Euro.
„Wir werden jung sein“
Ihr Leben gerät aus den Fugen, als die Teilnehmer einer Medikamentenstudie an der Berliner Charité plötzlich jünger werden. Jakob ist gerade seiner ersten Liebe begegnet und verliert auf einmal jegliche Lust. Jenny wünscht sich seit vielen Jahren vergeblich ein Kind und wird plötzlich schwanger. Wenger, ein schwerkranker Immobilienpatriarch, verabschiedet sich mit einem rauschenden Fest von der Welt, um kurz darauf – zur Verzweiflung seiner Erben – wieder aufzublühen. Und Verena, die zweifache Olympiasiegerin über 100 Meter Freistil, hat ihre Profizeit längst hinter sich, als sie bei einem Schaukampf der Ex-Stars überraschend neue Rekorde aufstellt. Als die Öffentlichkeit von ihrer Verjüngung erfährt, überschlagen sich die Ereignisse.
Ein ungeheuer hellsichtiger Roman, der seinen Protagonisten voller Witz und Wärme durch das verrückteste Jahr ihres Lebens folgt. Und der wie nebenbei die großen ethischen und gesellschaftlichen Fragen stellt, die sich ergeben, wenn die weltweit auf Hochtouren laufende Forschung zur biologischen Verjüngung des Menschen Erfolg hat.
Maxim Leo, 1970 in Ostberlin geboren, ist gelernter Chemielaborant, studierte Politikwissenschaften, wurde Journalist. Heute schreibt er gemeinsam mit Jochen Gutsch Bestseller über sprechende Männer und Alterspubertierende, außerdem Drehbücher für den »Tatort«. 2006 erhielt er den Theodor-Wolff-Preis. Für sein autobiografisches Buch „Haltet euer Herz bereit“ wurde er 2011 mit dem Europäischen Buchpreis ausgezeichnet. 2014 erschien sein Krimi „Waidmannstod“, 2015 „Auentod“. 2019 erschien sein autobiografisches Buch „Wo wir zu Hause sind“, das zum Bestseller wurde. Maxim Leo lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Berlin.
Maxim Leo: „Wir werden jung sein“
Kiepenheuer & Witsch, 2024. 304 Seiten, 24 Euro.
„Mayfair House“
London, Mayfair 1905: Die Villa der Familie de Vries ist die prachtvollste auf der Park Lane, außen weißer Marmor, innen kostbare Möbel, funkelnde Kronleuchter, Kristallschalen und edle Kunstgegenstände, Silber und Gold glänzen um die Wette. Es ist Mrs Kings ganzer Stolz, für die exzellente Haushaltsführung der noblen Residenz zu sorgen – bis sie beim Tod des Hausherrn nach Jahren treuer Dienste kurzerhand entlassen wird. Doch Mrs King denkt gar nicht daran, sich der Willkür der Erbin de Vries zu fügen. Sie will nur eins – Gerechtigkeit.
Mit einer bunten Truppe von Komplizinnen plant sie den Coup ihres Lebens: In der Nacht des großen Kostümballs werden sie unter den Augen der vornehmen Gäste das Haus bis auf den letzten Silberlöffel ausräumen. Und während sich im Obergeschoss die High Society amüsiert, beginnt ein Stockwerk tiefer der kühnste Raubüberfall, den London je gesehen hat.
Alex Hay ist in Cambridge und Cardiff aufgewachsen, studierte Geschichte an der Universität von York und schrieb seine Dissertation über weibliche Macht an den königlichen Höfen. Er hat für britische Zeitschriften und im Wohltätigkeitssektor gearbeitet und lebt mit seinem Mann im Südosten Londons.
Alex Hay: „Mayfair House“
Übersetzt von Regina Rawlinson
Insel Verlag, 2024. 405 Seiten, 20 Euro