Ok, es ist drei Jahre her, seit das letzte große Fußballturnier stattgefunden hat. Aber trotzdem: Wo sind all die Außenspiegelhussen, Seitenfensterfähnchen, Yogilöwtassen und Riesengaragentoraufkleber geblieben? Wo sind die Tippgemeinschaften, die Wir-schauen-zusammen-im-Garten-Runden, wo ist ein schaurig-schmissiger EM-Song? Nichts, aber auch gar nichts deutet im Moment in Wallau darauf hin, dass Fußball-EM ist. Selbst die Sammelbildchen in den Supermärkten liegen wie Blei in den Regalen.
Am Wetter kann es nicht liegen. Die Sonne brennt wie einst beim Sommermärchen. Schuld sind eher Kroos und Corona. Die Leistungen der deutschen Vorzeigekicker gegen Spanien, Nord-Mazedingsbums und Dänemark waren so lausig, dass dieses Mal wirklich niemand mehr vom Halbfinale schwätzt und die Stimmung entsprechend gedämpft ist.
Corona gibt dem EM-Gefühl den Rest. Dass man nach einem Tor singend bei einem wildfremden Menschen im Arm liegt, kann sich nach anderthalb Jahren Pandemie kaum noch jemand vorstellen. Und beim Griff zur Vuvuzela hat jeder nur noch die unsichtbare Aerosolwolke im Kopf, die aus dem Plastiktrichter schießen könnte.
Wenn es die gefallenen deutschen Fußballhelden trotz der Auftaktniederlage doch noch in die nächste Runde schaffen, kommen die schwarz-rot-goldenen Accessoires wahrscheinlich wieder zum Vorschein. Bei einer weiteren Niederlage gegen Portugal bleiben sie im Keller – bis zur WM 2022, die dann auch noch im nasskalten Spätherbst stattfindet.