Alexander Oetkers „Stille Nacht im Schnee“ ist ein Weihnachtsgeschenk für alle, die vom Fest der Liebe träumen. „Der Bauch des Wals“ von Ian McEwan vereint zwei Essays über Kunst und Politik. Karl-Joachim Hölkeskamp erklärt in „Theater der Macht“ die Inszenierung der Politik in der römischen Republik.
„Stille Nacht im Schnee“
Es ist Heiligabend. Pünktlich zum Fest öffnet der Himmel seine Schleusen und schneit das idyllische Tal in den Schweizer Alpen tief ein. Kein Problem, denn die Großfamilie von Elisabeth und Pascal will sich ohnehin zum Käsefondue in der gemütlichen Almhütte treffen. Nach und nach kommt die Familie zusammen, aber die besinnliche Stimmung will sich nicht einstellen: Die Schwiegertochter meckert am Essen herum, der Sohn taucht ohne seine Freundin auf und die Tochter kommt viel zu spät. Dann aber geben Elisabeth und Pascal etwas Überraschendes bekannt, das auf unerwartete Weise endlich den Geist der Weihnacht einkehren lässt.
Alexander Oetker, geboren 1982, ist Bestsellerautor und TV-Journalist, als Frankreich-Experte von RTL und n-tv berichtet er seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift Der Feinschmecker. Seine Krimis um Luc Verlain sind Erfolgsgaranten im Buchhandel, für „Mittwochs am Meer“ erhielt er die DELIA, den Literaturpreis für den besten Liebesroman des Jahres. 2022 wurde Alexander Oetker außerdem mit dem Deutsch-Französischen Freundschaftspreis des Saarlandes ausgezeichnet. Er lebt en famille zwischen Brandenburg, Berlin und der französischen Atlantikküste.
Alexander Oetker: „Stille Nacht im Schnee“
Atlantik Verlag, 2023. 176 Seiten, 20 Euro.
„Der Bauch des Wals“
George Orwell ist der große engagierte Schriftsteller, der im Spanienkrieg gegen den Faschismus kämpfte und später, desillusioniert und hellwach, die politischen Romanklassiker „Farm der Tiere“ und „1984“ schrieb. Wie kommt ausgerechnet er dazu, die Freiheit des Schriftstellers, sich apolitisch von der Welt abzuwenden, zu verteidigen? Genau das tut er, anhand des Beispiels von Henry Miller, in seinem berühmten Essay „Im Innern des Wals“. 2021 hielt Ian McEwan die renommierte „Orwell Memorial Lecture“. Immer das eigene Schreiben reflektierend, untersucht McEwan Orwells Bild des apolitischen Schriftstellers, der es sich im Bauch des Wals bequem macht, setzt es in Perspektive und fragt sich, ob es in unserer von neuen Autoritarismen und dem Klimawandel geprägten Gegenwart überhaupt noch ein Innerhalb und ein Außerhalb des Wals geben kann.
Ian McEwan, geboren 1948 in Aldershot (Hampshire), lebt bei London. 1998 erhielt er den Booker-Preis und 1999 den Shakespeare-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung. Seit seinem Welterfolg „Abbitte“ ist jeder seiner Romane ein Bestseller, viele sind verfilmt, zuletzt kamen „Am Strand“ (mit Saoirse Ronan) und „Kindeswohl“ (mit Emma Thompson) in die Kinos. Ian McEwan ist Mitglied der Royal Society of Literature, der Royal Society of Arts, der American Academy of Arts and Sciences und Träger der Goethe-Medaille.
Ian McEwan: „Der Bauch des Wals“
Übersetzt von Felix Gasbarra und Bernhard Robben
Diogenes, 2023. 128 Seiten, 22 Euro.
„Theater der Macht – Die Inszenierung der Politik in der römischen Republik“
500 Jahre währte die Geschichte der römischen Republik. Große Namen wie Brutus, Cato, Sulla, Caesar und Augustus ragen daraus hervor. Doch was war der Stoff, der ihre Welt im Innersten zusammenhielt? Ausgefeilt choreographierte Zeremonien und streng festgelegte Rituale der Macht, die in Rom wie auf einer Bühne inszeniert wurden! Triumphzug und Götterkult, Volksversammlung und Leichenbegängnis – alles fügte sich zu einer niemals endenden Aufführung, in deren unablässigem Vollzug jeder Bürger den römischen Kosmos wiedererkannte und verstand, wo darin sein Platz war.
Wer dieses Buch liest, versteht mit einem Mal, dass pomp and circumstance im alten Rom nicht einfach schmückendes Beiwerk imperialen Glanzes waren, sondern vielmehr Fundament und Rückgrat des römischen Staates bildeten. Die zahllosen Bauwerke und Denkmäler im Herzen Roms – die alle die Größe, die Heroen und die Ordnung der römischen Welt herauf beschwören – erweisen sich bei näherem Hinsehen als lebendige, bedeutungsvolle und wirkmächtige Kulisse, vor der einst das Theater der Macht aufgeführt wurde. Sie bildete den Raum, in dem Götter, Priester, Politiker und Volk einander begegneten, miteinander kommunizierten und agierten. Zugleich erschließt sich, wie wichtig die durchchoreographierten Triumphe und Trauerfeiern, die Volksversammlungen und Kulthandlungen, die dort inszeniert wurden, für die Zeitgenossen waren – dienten sie ihnen doch als Begründung und Beglaubigung der unvergänglichen Macht und Herrschaft Roms. Es war geradezu das Signum dieser Kultur, dass der Alltag der Politik auf dem Forum einerseits und die außeralltägliche Welt der Bühne, der Feiern und Spiele andererseits sich ebenso gegenseitig spiegelten bzw. teilweise durchdrangen wie die zeremoniellen, symbolisch-ausdrucksstarken Formen und zweckrationalen, technisch-instrumentellen Verfahren der Entscheidungsfindung. Das dabei verwendete Repertoire an Gesten, Gebärden und Formeln in öffentlicher Rede, Zeremonien, Ritualen und anderen Handlungen mit symbolischer Qualität erbrachte als wichtigste Leistung die ständige Vergewisserung und Verpflichtung aller Beteiligten und legte sie auf Akzeptanz und Verbindlichkeit der römischen Ordnung fest.
Karl-Joachim Hölkeskamp ist emeritierter Professor für Alte Geschichte an der Universität zu Köln.
Karl-Joachim Hölkeskamp: „Theater der Macht – Die Inszenierung der Politik in der römischen Republik“
C.H. Beck, 2023. 710 Seiten, 48 Euro.