Katrin Engbergs „Wintersonne“ ist der fünfte Fall für die dänischen Polizisten Jeppe Kørner und Anette Werner. Annika Büsing erzählt in ihrem Debütroman „Nordstadt“ eine Geschichte über alte Narben und den Mut, neue hinzuzufügen. „Tessin“ vereint Betrachtungen, Gedichte und Aquarelle von Hermann Hesse zu einer der schönsten Landschaften der Schweiz.
„Wintersonne“
In Kopenhagen wird in einem alten Koffer die Hälfte einer Leiche gefunden. Anette Werner muss den grausamen Mord allein aufklären, denn ihr Kollege Jeppe Kørner nimmt gerade eine Auszeit vom Polizistendasein und ist für den Winter nach Bornholm gezogen. Doch bald holt ihn sein Beruf wieder ein, denn alle Spuren führen auf die abgelegene Insel – und tief in die Vergangenheit.
Katrine Engberg, geboren 1975 in Kopenhagen, arbeitete für Fernsehen und Theater und war als Tänzerin, Choreografin und Regisseurin landesweit bekannt, bevor sie in der Welt des skandinavischen Thrillers debütierte – mit großem Erfolg, auch international. „Wintersonne“ ist der fünfte Fall für Kørner und Werner. Katrine Engberg lebt mit ihrer Familie in Kopenhagen.
Katrine Engberg: „Wintersonne“
Übersetzt von Ulrich Sonnenberg
Diogenes Verlag, 2022. 432 Seiten, 22 Euro.
„Nordstadt“
Im Norden der Stadt hängen die Hoffnungen so tief wie der Novemberhimmel. Wer hier liebt, rechnet nicht mit einem Happy End. Schon gar nicht Nene, Anfang Zwanzig und Bademeisterin, die für das Unglück eine ganz eigene Maßeinheit hat. Ihre Überlebensstrategie: Bahnen ziehen, versuchen zu vergessen, pragmatisch sein. Dann lernt sie im Schwimmbad Boris kennen, der Puma-Augen hat und ihr nicht sofort an die Wäsche will. Boris, der an Kinderlähmung erkrankt war, für den es keine Jobs gibt, nur Schimpfwörter oder Mitleid. Der Schmerzen hat und die Welt mit Verachtung behandelt. Ihr erstes Date wird prompt zum Debakel, aber Nene zeckt sich in Boris’ Herz, und er sich in ihres. Er kapituliert vor ihrer Direktheit und ihrem Lebenswillen, sie vor seinem Entschluss, sein Mädchen glücklich zu machen.
Boris wird für Nene die Geschichtsschreibung ändern, er wird sie anlügen, er wird sie hängenlassen. Ihre Liebe ist wie jede Liebe: nicht perfekt. Aber sie berührt beide auf eine Weise, die sie vergessen oder nie gekannt haben.
Annika Büsing, geboren 1981, lebt in Bochum, wo sie an einem Gymnasium unterrichtet. Sie hat evangelische Theologie und Germanistik in Dortmund studiert und einige Zeit auf Island und in Hamburg verbracht. Für „Nordstadt“ (2022), ihren ersten Roman, wurde sie mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet und war für den Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals sowie den Bayerischen Buchpreis nominiert.
Annika Büsing: „Nordstadt“
Steidl Pocket, 2022. 126 Seiten, 12 Euro.
„Tessin“
Dieses Buch ist eine Liebeserklärung Hermann Hesses an eine wahlverwandte Region, die diesen Dichter, als er sie dreißigjährig erstmals gründlicher kennenlernte, „wie eine vorbestimmte Heimat und wie ein ersehntes Asyl“ anzog. Mehr als vier Jahrzehnte hat er nach dem Ersten Weltkrieg dort gewohnt, ihre farbenfrohe und barocke Lebensfreude eingefangen in Bildern und Texten von märchenhafter Intensität.
Die Poesie des Tessin, der üppigen Berg- und Seelandschaft südlich des St. Gotthardt, findet sich in den Betrachtungen und Gedichten von Hermann Hesse wie auch in den 33 farbig reproduzierten Aquarellen des Dichters.
Hesse erweist hier den Bergen und Wäldern, den Rebhängen und Dörfern, den Seetälern und Menschen des Tessin seine Reverenz.
Hermann Hesse, geboren am 2.7.1877 in Calw/Württemberg als Sohn eines baltendeutschen Missionars und der Tochter eines württembergischen Indologen, starb am 9.8.1962 in Montagnola bei Lugano.
Er wurde 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur, 1955 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Nach einer Buchhändlerlehre war er seit 1904 freier Schriftsteller, zunächst in Gaienhofen am Bodensee, später im Tessin. Er ist einer der bekanntesten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts.
Hermann Hesse: „Tessin“
Herausgegeben von Volker Michels
Insel Taschenbuch, 2022. 366 Seiten, 18 Euro.