In den in „Jüdische Erzählungen und Legenden“ versammelten Novellen und Legenden gelingt es Stefan Zweig, die jüdische Thematik immer wieder subtil aufscheinen zu lassen. Ein idyllisches Häuschen, ein verwunschener Garten und ein altes Familiengeheimnis stehen im Mittelpunkt von Inken Bartels’ Roman „Ein Sommer an der Schlei“. Steffen Trumpf beschreibt in „Ellivu Freunde müsst ihr sein“ die Färöer und den Traum vom großen Fußballwunder.
„Jüdische Erzählungen und Legenden“
Stefan Zweig ist einer der erfolgreichsten Autoren deutscher Sprache. Berühmt wurde er durch seine romanhaften Biographien, aber sein Werk zeichnet sich besonders durch eine Vielzahl an Novellen aus, die bekannteste ist wohl die „Schachnovelle“, sein letztes Werk, die posthum 1942 in Brasilien erschien.
Auch wenn Zweigs jüdische Herkunft in seinen Werken keine prominente Rolle spielt und er den jüdischen Kontext in seinen Werken nie besonders herausgestellt hat, darf dessen Bedeutung für Zweigs Schaffen nicht unterschätzt werden. In den sechs hier versammelten Novellen und Legenden „Im Schnee“, „Die Wunder des Lebens“, „Untergang eines Herzens“, „Rahel rechtet mit Gott“, „Buchmendel“ und „Der begrabene Leuchter“ gelingt es Zweig, die jüdische Thematik immer wieder subtil aufscheinen zu lassen.
Die Texte stammen aus den Jahren 1901 bis 1936 und sind teils als eigenständige Publikationen, teils in Sammelbänden erschienen. In dieser Form werden sie hier erstmals gemeinsam veröffentlicht.
Stefan Zweig, wurde am 28. November 1881 in Wien geboren und starb am 23. Februar 1942 in Petrópolis bei Rio de Janeiro. Er studierte Philosophie, Germanistik und Romanistik in Berlin und Wien, reiste viel in Europa, nach Indien, Nordafrika, Nord- und Mittelamerika. 1938 emigrierte Zweig nach England, ging 1940/41 nach New York, dann nach Brasilien, wo er sich 1942 das Leben nahm.
Stefan Zweig: „Jüdische Erzählungen und Legenden“
Herausgegeben von Stefan Litt
Jüdischer Verlag, 2022. 319 Seiten, 26 Euro.
„Ein Sommer an der Schlei“
Hanna hat ein ziemlich mieses Jahr hinter sich: Erst die Trennung von Ehemann Ben, dann der Tod des Vaters. Und so reist sie in diesem Sommer alleine an die Schlei. In dem alten Wochenendhaus der Familie will sie ihre Gedanken sortieren und endlich mal wieder in Ruhe durchatmen. Aber sie hat nicht mit der betagten Rosenzüchterin Ella gerechnet, die sich um den Garten kümmert. Und auch nicht mit dem charmanten Bootsbauer Thies. Er will Hanna unbedingt etwas zeigen, das angeblich ihrem Vater gehört hat. Und so macht sich Hanna daran, das letzte Geheimnis ihrer Familie zu lüften – und sie bekommt eine Ahnung davon, dass ein Ende auch immer ein Anfang sein kann.
Inken Bartels, geboren 1974 in Eckernförde, hat viele Jahre freiberuflich für diverse Frauenzeitschriften gearbeitet und ist heute Ressortleiterin bei der „Für Sie“ und „Petra“. Mit ihrem Mann und den beiden Söhnen lebt sie in Hamburg. Zum Schreiben zieht sie sich gerne in ihr kleines Wochenendhäuschen an der Schlei zurück. Dort kennt sie jede Badestelle und jeden Landgasthof. Inken Bartels kocht leidenschaftlich gerne, und sie hat den Roman mit etlichen Rezepten und Zitaten zum Thema Essen angereichert.
Inken Bartels: „Ein Sommer an der Schlei“
Rowohlt Taschenbuch, 2022. 336 Seiten, 12 Euro.
„Ellivu Freunde müsst ihr sein“
Kein Land ist so klein und zugleich so fußballverrückt wie die Färöer. Wo diese Leidenschaft herrührt, wie man eine Liga im Sturm organisiert und wovon die Färinger kollektiv träumen – all das erzählt dieses Buch. Der Autor hat mit ehrgeizigen Fußballerinnen, mit Fischern, mit dem deutschen „Entwicklungshelfer“ Kevin Schindler und mit dem färingischen Ministerpräsidenten gesprochen. Dabei ist er auf etwas inzwischen sehr Seltenes gestoßen: auf echten Fußball.
Steffen Trumpf, Jahrgang 1988, hat Sport- und Skandinavistik in Münster und Stockholm studiert und anschließend bei der dpa volontiert. Seit 2019 ist er dpa-Auslandskorrespondent in Kopenhagen. Er ist dort für die Berichterstattung aus Skandinavien zuständig, wozu auch die zum dänischen Königreich zählenden Färöer gehören.
Steffen Trumpf: „Ellivu Freunde müsst ihr sein“
Werkstatt Verlag, 2022. 240 Seiten, 24,90 Euro.