„Transatlantik“ von Volker Kutscher ist der mittlerweile neunte Band aus der Gereon-Rath-Reihe, die die Grundlage für die Fernsehserie „Babylon Berlin“ bildet. Melissa Fu hat mit „Der Pfirsichgarten“ einen Roman über die generationenübergreifende Suche einer Familie nach Heimat und die heilende Kraft von Geschichten geschrieben. In seinem neuen Roman „Elizabeth Finch“ schreibt Julian Barnes über eine platonische Liebe und den Tod einer besonderen Frau, der zum Anlass für die tiefere Auseinandersetzung eines Mannes mit Liebe, Freundschaft und Biografie wird.
„Transatlantik – Die Gereon-Rath-Romane 9“
Frühjahr 1937: Die Familie Rath ist zersprengt. Eigentlich wollte Charlotte Rath, geborene Ritter, schon längst im Ausland sein, doch halten die Umstände sie in Berlin fest. Ihr ehemaliger Pflegesohn Fritze ist in die geschlossene Abteilung der Nervenheilanstalt Wittenau gesteckt worden, ihre beste Freundin Greta spurlos verschwunden und steht unter Mordverdacht. Dem untergetauchten und von den Behörden für tot gehaltenen Gereon Rath wird es derweil zu gefährlich in Deutschland, er besteigt den Zeppelin, um in die USA zu entkommen. Während Charly versucht, Fritze aus der Klinik rauszupauken, das Verschwinden von Greta zu klären und den Mordfall zu lösen, geschehen jenseits des Atlantiks Dinge, die sie niemals für möglich gehalten hätte.
Volker Kutscher wurde am 26. Dezember 1962 in Lindlar im Bergischen Land geboren und wuchs auf in Wipperfürth. Nach dem Studium brotloser Künste (Germanistik, Philosophie und Geschichte) arbeitete er zunächst als Tageszeitungsredakteur, bevor er sich dem Romanschreiben zuwandte. Kutscher lebt in Köln und Berlin. Seinen ersten Kriminalroman „Bullenmord“ schrieb er 1996 zusammen mit Christian Schnalke.
Nach weiteren, im Bergischen Land angesiedelten Regionalkrimis, begann Kutscher im Jahr 2007 mit dem Roman „Der nasse Fisch“ seine Serie um den Kriminalkommissar Gereon Rath im Berlin der späten 1920er und frühen 1930er Jahre. 2009 folgte der zweite Band „Der stumme Tod“, 2010 der dritte Rath-Krimi „Goldstein“, 2012 „Die Akte Vaterland“, 2014 „Märzgefallene“, 2016 „Lunapark“, 2018 „Marlow“ und 2020 schließlich der achte Rath-Roman „Olympia“. Die Reihe soll den Ermittler Gereon Rath noch bis ins Jahr 1938 führen.
Volker Kutscher: „Transatlantik – Die Gereon-Rath-Romane 9“
Piper, 2022. 592 Seiten, 26 Euro.
„Der Pfirsichgarten“
Als ihre Stadt in Flammen aufgeht, beginnt für die junge Mutter Meilin und ihren vierjährigen Sohn Renshu eine gefährliche Reise durch das kriegszerstörte China der 1930er Jahre. Kaum wähnen sie sich einmal in Sicherheit, müssen sie schon wieder aufbrechen zu einem anderen Ort und in ein anderes Land. Die findige Meilin muss ihren ganzen Einfallsreichtum aufbieten, um ihren einzigen Sohn aufwachsen sehen zu können. Inmitten von Überlebenskämpfen, tragischen Trennungen und bewegenden Wiedersehen finden sie Trost und Zuflucht bei einer alten, seidenen Schriftrolle. Ihre feinen Zeichnungen und die schillernde Legende vom Pfirsichblütengarten beschützen sie vor der harten Realität der Flucht.
Jahre später lebt Renshu in den USA. Er heißt nun Henry Dao, hat studiert, geheiratet und eine Familie gegründet. Über seine Kindheit schweigt er sich aus, und auch seine Versuche, einen Obstgarten anzulegen, misslingen – bis eines Tages die Pfirsichbäume wachsen. Hier, im Pfirsichgarten ihres Vaters, kann seine Tochter Lily vielleicht doch etwas über ihre Wurzeln erfahren.
Inspiriert von den Erfahrungen ihres Vaters und angetrieben von der Sehnsucht, ihre Familiengeschichte zu kennen, hat Melissa Fu einen bewegenden Roman geschrieben, der sich über Generationen und Kontinente erstreckt.
Melissa Fu ist in New Mexico, USA aufgewachsen. Sie wusste kaum etwas über ihre Wurzeln, bis ihr schweigsamer Vater eines nachts begann, ihr von seiner Lebensgeschichte zu erzählen. Noch in der gleichen Nacht hat sie erste Notizen gemacht, aus denen schließlich „Der Pfirsichgarten“ entstanden ist. Melissa Fu hat Englisch und Physik studiert und als Lehrerin gearbeitet. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren Söhnen in England.
Melissa Fu: „Der Pfirsichgarten“
Übersetzt von Birgit Schmitz
S. Fischer, 2022. 496 Seiten, 25 Euro.
„Elizabeth Finch“
Neil, gescheiterter Schauspieler, Vater und Ehemann, besucht an der Abenduni eine Vorlesung zur Kultur und Zivilisation und ist fasziniert von der stoischen und anspruchsvollen Professorin Elizabeth Finch. Er hat zwar Affären und Liebeleien, doch prägt das Ringen um ihre Anerkennung sein Leben. Auch nach Beendigung des Studiums bleiben die beiden in Kontakt. Als sie stirbt, erbt Neil ihre Bibliothek und Aufzeichnungen – und stürzt sich in ein Studium Julian Apostatas, der für Elizabeth Finch ein Schlüssel zur Bedeutung von Geschichte an sich war: Der römische Kaiser wollte im 4. Jahrhundert das Christentum rückgängig machen. Wer war Julian Apostata? Und was wäre passiert, wenn er nicht so jung gestorben wäre? Der Schlüssel zur Gegenwart liegt nicht selten in der Verhangenheit, das zeigt dieser kenntnisreiche Roman auf unnachahmliche Weise.
Das Buch ist eine intelligente Hommage an die Philosophie, ein Ausflug in die Geschichte, eine Einladung, selbst zu denken.
Julian Barnes, 1946 in Leicester geboren, arbeitete nach dem Studium moderner Sprachen als Lexikograph, dann als Journalist. Von Barnes, der zahlreiche internationale Literaturpreise erhielt, liegt ein umfangreiches erzählerisches und essayistisches Werk vor, darunter „Flauberts Papagei“, „Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln“ und „Lebensstufen“. Für seinen Roman „Vom Ende einer Geschichte“ wurde er mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet. Julian Barnes lebt in London.
Julian Barnes: „Elizabeth Finch“
Übersetzt von Gertraude Krueger
Kiepenheuer & Witsch, 2022. 240 Seiten, 24 Euro.