„Babel“ von Rebecca F. Kuang ist ein Roman über die Magie der Sprache, die Gewalt des Kolonialismus und die Opfer des Widerstands. Jörg Thadeusz schreibt in „Steinhammer“ über einen Aufsteiger, der mit seiner Herkunft bricht und sie doch nie ganz loswird. Sylvia Frank erzählt in „So long, Marianne“ von der Liebe zwischen Marianne Ihlen und Leonard Cohen und der Geschichte hinter einem seiner berühmtesten Songs.
„Babel“
1828. Robin Swift, den ein Cholera-Ausbruch im chinesischen Kanton als Waisenjungen zurücklässt, wird von dem geheimnisvollen Professor Lovell nach London gebracht. Dort lernt er jahrelang Latein, Altgriechisch und Chinesisch, um sich auf den Tag vorzubereiten, an dem er in das Königliche Institut für Übersetzung der Universität Oxford – auch bekannt als Babel – aufgenommen werden soll. Oxford ist das Zentrum allen Wissens und Fortschritts in der Welt. Für Robin erfüllt sich ein Traum, an dem Ort zu studieren, der die ganze Macht des britischen Empire verkörpert. Denn in Babel wird nicht nur Übersetzung gelehrt, sondern auch Magie. Das Silberwerk – die Kunst, die in der Übersetzung verloren gegangene Bedeutung mithilfe von verzauberten Silberbarren zu manifestieren – hat die Briten zu unvergleichlichem Einfluss gebracht. Dank dieser besonderen Magie hat das Empire große Teile der Welt kolonisiert.
Für Robin ist Oxford eine Utopie, die dem Streben nach Wissen gewidmet ist. Doch Wissen gehorcht Macht, und als chinesischer Junge, der in Großbritannien aufgewachsen ist, erkennt Robin, dass es Verrat an seinem Mutterland bedeutet, Babel zu dienen. Im Laufe seines Studiums gerät Robin zwischen Babel und den zwielichtigen Hermes-Bund, eine Organisation, die die imperiale Expansion stoppen will. Als Großbritannien einen ungerechten Krieg mit China um Silber und Opium führt, muss Robin sich für eine Seite entscheiden. Aber kann ein Student gegen ein Imperium bestehen?
Rebecca F. Kuang ist New-York-Times-Bestsellerautorin und war für den Hugo, Nebula, Locus und World Fantasy Award nominiert. Sie ist Marshall-Stipendiatin, Übersetzerin und hat einen Philologie-Master in Chinastudien der Universität Cambridge und einen Soziologie-Master in zeitgenössischen Chinastudien der Universität Oxford. Zurzeit promoviert sie in Yale in ostasiatischen Sprachen und Literatur.
Rebecca F. Kuang: „Babel“
Übersetzt von Alexandra Jordan und Heide Frank
Eichborn Verlag, 2023. 736 Seiten, 26 Euro.
„Steinhammer“
Dortmund-Lütgendortmund in der Nachkriegszeit, das bedeutet Armut, Kriegstraumata und wenig Hoffnung auf eine rosige Zukunft. Doch drei Jugendliche kämpfen um einen besseren Platz im Leben.
Edgar wächst bei seiner Mutter und seinem Onkel – der Vater ist im Krieg gefallen – in den 50er-Jahren in der Steinhammer Straße in Dortmund auf. Er soll später den Friseurladen übernehmen oder bei schlechtem Betragen zur Strafe auf den Pütt. Er, seine Jugendliebe Nelly und sein bester Freund Jürgen – sie alle haben genug von der ärmlichen Enge und Versehrtheit des Viertels und träumen davon, alles hinter sich zu lassen. Als Edgar die Möglichkeit bekommt, Schaufensterdekorateur zu lernen, und Förderer findet, öffnet sich die Tür zur Düsseldorfer Künstlerszene. Doch Edgar ist anders als die Sprösslinge reicher Familien und eckt mit seiner unkontrollierten Art immer wieder an.
Der Roman lehnt sich an an das Leben des Malers Norbert Tadeusz, der es zum Meisterschüler Beuys’ und zum Kunstprofessor brachte. Jörg Thadeusz schreibt in diesem authentischen Roman über einen Aufsteiger, der mit seiner Herkunft bricht und sie doch nie ganz loswird.
Jörg Thadeusz, Journalist, Moderator und Autor. Für seine Außenreportagen bei „Zimmer frei“ erhielt er den Grimme-Preis. Er moderiert die politische Gesprächssendung „Thadeusz und die Beobachter“ im rbb-Fernsehen. Bei WDR2 befragt er in seiner Abendsendung Menschen, die etwas zu sagen haben. Er ist wöchentlicher Kolumnist der Berliner Morgenpost. Bei Kiepenheuer & Witsch erschienen von ihm: „Rette mich ein bisschen“ (2003), „Alles schön“ (2004), „Aufforderung zum Tanz“ (gemeinsam mit Christine Westermann, 2008), „Die Sopranistin“ „2011) sowie „Die vereinigten Zutaten von Amerika“ (gemeinsam mit Anna Engelke 2012).
Jörg Thadeusz: „Steinhammer“
Kiepenheuer & Witsch, 2023. 352 Seiten, 23 Euro.
„So long, Marianne“
Hydra, 1960: Der junge Leonard will ein berühmter Schriftsteller werden. Dann lernt er Marianne und ihren Mann kennen und wird Zeuge, wie ihre Ehe zerbricht. Leonard kümmert sich um die tief verletzte Marianne, sie verlieben sich ineinander. Nachdem sein Roman jedoch von der Kritik zerrissen wird, fällt Leonard in eine Depression. Jetzt ist es an Marianne, ihn zu retten: Sie schenkt ihm eine Gitarre und ermutigt Leonard dazu, Songs zu schreiben. Bald feiert er erste Erfolge. Doch kann Marianne ein Leben an der Seite eines Weltstars führen?
Ein berührender Roman über die unvergleichliche Liebe zwischen Marianne Ihlen und Leonard Cohen und die Geschichte hinter einem seiner berühmtesten Songs.
Sylvia Frank ist das Pseudonym eines erfolgreichen deutschen Schriftstellerehepaares, das auf der Insel Rügen lebt. Sylvia Vandermeer, geboren 1968, ist habilitierte Betriebswirtschaftlerin. Sie studierte darüber hinaus Biologie, Psychologie und Bildende Kunst. Heute ist sie freiberuflich als Schriftstellerin und Malerin tätig. Frank Meierewert, geboren 1967, ist promovierter Ethnologe und seit 2016 als freier Autor tätig.
Bei Rütten & Loening ist ihr Roman „Das Haus der Winde“ über die große Schauspielerin Asta Nielsen erschienen, im Aufbau Taschenbuch liegen ihre Romane „Gala und Dalí – Die Unzertrennlichen“ und „So long, Marianne – Leonard Cohen und seine große Liebe“ vor.
Sylvia Frank: „So long, Marianne“
Aufbau Taschenbuch, 2023. 428 Seiten, 14 Euro.