„Die Arena“ von Négar Djavadi ist ein großer Gesellschaftsroman über eine Stadt, in der ein kleiner Funke riesige Brände entfachen kann. In „Die letzte Tür vor der Nacht“ unternimmt António Lobo Antunes eine Reise ins Unbewusste von fünf Männern, die durch ein grausames Verbrechen vereint sind. „Der ganz normale Wahnsinn“ von François Lelord und Christophe André erklärt, wie wir schwierige Menschen verstehen und besser mit ihnen umgehen können.
„Die Arena“
Benjamin Grossman hat es geschafft, so glaubt er: Einst in einem Pariser Problemviertel aufgewachsen, ist er als Europachef des amerikanischen Streaming-Anbieters BeCurrent, vergleichbar mit Netflix, in die Stadt zurückgekehrt. Ein kleiner, banaler Fehler zieht aberwitzige Folgen nach sich: Er verliert sein kostbares Handy – mit George Clooneys Privatnummer! – oder wurde es ihm gestohlen? Der Junge, den er als Dieb verdächtigt und gegen einen Eisenzaun geschubst hatte, wird am nächsten Morgen tot aufgefunden. War er Schuld daran?
Eine junge, türkischstämmige Polizistin tritt dem Toten, den sie für betrunken hält, in die Seite. Ein zusammengeschnittenes Video davon geht viral: Ganz Paris, die dauererregte Stadt der sozialen Gegensätze, der Reichen und Geflüchteten, der Migranten und Medienmogule, ist in Aufruhr – und die sozialen Medien wirken als Brandbeschleuniger. In einer Art Victor Hugo-Roman 2.0 über Paris als eine Weltstadt des radikalen Wandels erzählt Négar Djavadi in dieser rasanten Geschichte von Menschen unter Druck, von Siegern und Besiegten, von einer Jugend, die keinen Schutz mehr zu genießen scheint, und von einem Erfolgszwang, der immer neue Opfer fordert. Ein faszinierendes Panorama unterschiedlichster Milieus, ein großer Gesellschaftsroman über eine Stadt, in der ein kleiner Funke riesige Brände entfachen kann.
Négar Djavadi, 1969 in Iran geboren, stammt aus einer Familie von Oppositionellen und floh im Alter von elf Jahren zu Pferd über Kurdistan mit ihrer Mutter und ihrer Schwester vor den Folgen der Iranischen Revolution in den Westen. Sie ist Drehbuchautorin, Regisseurin und Schriftstellerin, lebt und arbeitet in Paris. Ihr erster Roman „Desorientale“ (2017) erhielt in Frankreich zahlreiche Preise, wurde dort zum Bestseller und in zahlreiche Sprachen übersetzt. „Arène“ (2020) hat sich in Frankreich mehr als 20.000-mal verkauft und erhielt den Prix Millepages 2020.
Négar Djavadi: „Die Arena“
Übersetzt von Michaela Meßner
C.H. Beck, 2022. 463 Seiten, 26 Euro.
„Die letzte Tür vor der Nacht“
Ein Geschäftsmann wurde ermordet und sein Körper in Schwefelsäure aufgelöst, um jeden Beweis zu eliminieren. Zu ihrer Verteidigung wiederholen die fünf Angeklagten immer wieder: „Keine Leiche, kein Verbrechen.“ Der Autor dringt ins intimste Innere der Verdächtigen vor, er öffnet die Türen zu ihren Kindheitserinnerungen und Traumata, schält allmählich ihre Persönlichkeiten heraus und enthüllt, wie und warum das Verbrechen geschah. Inspiriert von einer wahren Begebenheit, entwirft Lobo Antunes mit seiner unvergleichlichen Sprachkunst die Stimmen von fünf menschlichen Monstern.
António Lobo Antunes wurde 1942 in Lissabon geboren. Er studierte Medizin, war während des Kolonialkrieges 27 Monate lang Militärarzt in Angola und arbeitete danach als Psychiater in einem Lissabonner Krankenhaus. Heute lebt er als Schriftsteller in seiner Heimatstadt. Lobo Antunes zählt zu den wichtigsten Autoren der europäischen Gegenwartsliteratur. In seinem Werk, das mittlerweile mehr als zwanzig Titel umfasst und in vierzig Sprachen übersetzt worden ist, setzt er sich intensiv und kritisch mit der portugiesischen Gesellschaft auseinander. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter den „Großen Romanpreis des Portugiesischen Schriftstellerverbandes“, den „Jerusalem-Preis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft“ und den Camões-Preis.
António Lobo Antunes: „Die letzte Tür vor der Nacht“
Übersetzt von Maralde Meyer-Minnemann
Luchterhand, 2022. 560 Seiten, 28 Euro.
„Der ganz normale Wahnsinn“
„Wenn man dieses Buch gelesen hat – ich schwöre es Ihnen – ist man glücklich“, schwärmte Elke Heidenreich über François Lelords „Hectors Reise“. Wenn man „Der ganz normale Wahnsinn“ gelesen hat, ist man auch glücklich mit seinen Mitmenschen, so nervtötend sie auch sein mögen. Wie man sich am besten mit schwierigen Menschen arrangiert und trotzdem die Fassung bewahrt, erklärt dieses überaus eloquente und amüsante Buch.
Der Psychologe François Lelord, geboren 1953, schloss 1996 seine Praxis, um sich und seinen Lesern die wirklich großen Fragen des Lebens zu beantworten. „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ wurde ein internationaler Erfolg und stand wochenlang ganz oben auf den deutschen Bestsellerlisten.
Christoph André, geboren 1956, studierte Medizin und Psychologie und arbeitete nach seiner Promotion als Psychologe. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher zu psychologischen Themen.
François Lelord & Christophe André: „Der ganz normale Wahnsinn“
Übersetzt von Ralf Pannowitsch
Aufbau Verlage, 2022. 494 Seiten, 14 Euro.